Fast jede zweite Messstelle weist gravierende Mängel auf: Dieses Ergebnis hat ein Fachgutachten des Büros Hydor Consult mit Sitz in Berlin ergeben. Das Gutachten belegt Mängel an den bautechnischen Zuständen zahlreicher Messstellen, deren gesamtes Netz wird als wenig repräsentativ eingestuft und eignet sich somit nicht zur Festlegung der sogenannten „roten Gebiete“. Das Landvolk fordert daher eine grundlegende Überprüfung der Messstellen sowie einen Neuzuschnitt des gesamten Messnetzes und daraus resultierend eine fundierte Überarbeitung der Gebietsausweisung. Die Ergebnisse des Fachgutachtes liefern gute Argumente für die Klage gegen die erneute Änderung der Düngeverordnung.
648 Messstellen wurden konkret auf ihre Qualität überprüft, parallel dazu die auf Grundlage dieser Messstellen beruhende Zustandsbeschreibung der Grundwasserkörper nach EU-Recht. 190 der 648 überprüften Messstellen weisen gravierende Mängel auf, beispielsweise in den bautechnischen Anforderungen. An weiteren 194 Messstellen belegt das Gutachten noch geringe Mängel. In 264 Fällen ist die Dokumentation der Ausbaupläne der Messstellen für eine Bewertung unzureichend, deshalb sind belastbare Aussagen zur Nitratbelastung dieser Messstellen nicht möglich. Hydor hat dazu eine Vielzahl von Parametern entlang der Messstellen abgeprüft. Das Gutachten hat 41 Grundwasserkörper hinsichtlich ihres Zuschnittes mit den zugehörigen Typflächen/Teilräumen analysiert. Die Experten kommen dabei zu dem Ergebnis, dass die geringe Dichte der Messstellen in den Grundwasserkörpern nicht repräsentativ ist. Die ausgewiesenen Messstellen bilden nicht die reale Landnutzung ab. Das unterirdische Fließverhalten des Grundwassers wird zudem bei der Abgrenzung der Grundwasserkörper nicht ausreichend beachtet. Schließlich sieht das Fachgutachten nach einem Vergleich der Messstellennetze europäischer Nachbarländer und der Schweiz mit dem in Deutschland eine nachteilige Behandlung der deutschen Landwirte gegenüber den europäischen Kollegen.
Das von der Hydor in der Verantwortung von Dr. Stephan Hannappel erarbeitete Gutachten haben 23 Kreisverbände, darunter der Kreisverband Diepholz, im Landvolk Niedersachsen in Zusammenarbeit mit der Landesgeschäftsstelle in Auftrag gegeben. Es trägt den Titel „Evaluierung der Einstufung von 41 Grundwasserkörpern in den schlechten chemischen Zustand wegen Nitrat für den zweiten Bewirtschaftungsplan nach EG-WRRL in 2015 durch den NLWKN“. Die Ergebnisse wurden Umweltminister Olaf Lies und Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast bereits vorab übermittelt. Im direkten Gespräch will das Landvolk seine Kritik gegenüber den beiden Ministern sowie dem NLWKN als zuständiger Fachbehörde erläutern.
Die Landwirte stehen zu unserer Verantwortung für den Gewässerschutz. Dazu müssen aber gesicherte, glaubhafte und präzise Daten vorliegen. Gerade vor der großen Bedeutung, die dem Ergebnis jeder einzelnen Messstelle bei der Festlegung der Düngeauflagen in den so genannten „roten Gebieten“ zukommt, muss deren Aussagekraft absolut unangreifbar sein.
Hier finden Sie eine Kurzfassung des Fachgutachtens: HYDOR-Gutachten Kurzfassung
Die zurzeit gültige Einteilung der roten Gebiete in Niedersachsen finden Sie hier: https://sla.niedersachsen.de/landentwicklung/LEA/.
Hier sind alle Grundwassermesstellen veröffentlicht: https://www.umweltkarten-niedersachsen.de/Umweltkarten (Eingabe Suchbegriff z.B. Nitrat)
Die Übersicht zeigt die Messstellen im Verbandsgebiet und deren Bewertung durch den Fachgutachter: