Geräte für die Narkose von Ferkeln im Fokus

30.07.2020 | Aktuelles - Landvolk Diepholz

Der 1. Januar 2021 ist für viele Landwirte ein wichtiges Datum: Ab diesem Zeitpunkt ist die betäubungslose Kastration von Ferkeln in Deutschland endgültig verboten. „Für die Ferkelerzeuger, für die Immunokastration via Impfung und Ebermast keine gangbare Alternative darstellen, bleibt laut Gesetz nur die Betäubung mittels eines Narkosegases“, erläutert Anneke Kreißig von der Unternehmensberatung für Rindvieh- und Schweinehalter Hunte-Weser e.V. (URS) aus Sulingen.

 

Während in anderen europäischen Ländern weitere Narkosegase zulässig sind, sehe das deutsche Recht zurzeit nur das Gas Isofluran vor, wenn die Betäubung ohne Hinzuziehen des Tierarztes selbstständig erfolgen soll. Die Betäubung der Ferkel erfolgt dabei in einem speziellen Gerät, das den Anforderungen des Tierschutzes wie auch des Schutzes des Anwenders gerecht werden muss. Damit sich die Landwirte über das Angebot informieren konnten, hat das Team der URS eine ganztägige Veranstaltung zur Vorstellung der verschiedenen Ferkelnarkosegeräte organisiert. Die Ferkelerzeuger hatten unter Einhaltung der Corona-Vorsichtsmaßnahmen die Möglichkeit, sich in einer Maschinenhalle über fünf verschiedene Modelle direkt bei den jeweiligen Herstellern zu informieren.

Sowohl die Hersteller der Geräte, als auch die Landwirte zeigten sich von dem Konzept der Veranstaltung überzeugt. „Die Geräte praktisch vorgestellt zu bekommen und einmal selber anfassen zu können, bringen die Ferkelerzeuger dem Thema näher “, so einer der Anbieter. Auch die Landwirte meinten, dass der Eindruck des Einzelgerätes vor Ort sich teils erheblich von den sehr theoretischen Impressionen auf Flyern oder dem Internetauftritt der Hersteller unterschied.

Auf den meisten Betrieben steht die Entscheidung zum Kauf noch bevor, schätzt Anneke Kreißig. Auf dem deutschen Markt sind zurzeit sieben zertifizierte Geräte zugelassen. Die Kosten für ein Gerät betragen zwischen 7.500 bis 10.500 EUR netto. Landwirte konnten sich über das Bundeslandwirtschaftsministerium einen einmaligen Zuschuss von bis zu 60% der Anschaffungskosten, maximal 5.000 EUR, sichern.

„Voraussetzung für die Anwendung durch den Tierhalter selbst ist die Teilnahme an einem Sachkundelehrgang Ferkelkastration mittels Inhalationsnarkose mit anschließender Theorieprüfung und Praxisphase“, erläutert Fachberaterin Kreißig. Unter anderem werden Schulungen seitens der Landwirtschaftskammer Niedersachsen angeboten. „Die URS hat ebenfalls einen Schulungstermin für den 23. und 30.10.2020 beim Gasthaus Husmann in Groß Lessen angesetzt. Wer teilnehmen möchte, sollte sich zügig einen Platz bei der LWK bzw. der URS sichern“, so Kreißig.

Alle Hersteller haben Deutschlandweit bereits Geräte im dreistelligen Bereich verkauft.  Die direkten Kosten für die Isoflurannarkose liegen nach Herstellerangaben zwischen 0,22 € und 0,30 € je Ferkel, exklusive Arbeitsaufwand, Geräte- und Schulungskosten. In der Regel ist alle zwei Jahre eine Wartung notwendig. Jedes vorgestellte Gerät verfügt über ein paar Besonderheiten:

MS Pigsleeper von MS Schippers: Dieses Gerät ist mit drei oder vier Ferkelschalen erhältlich. Der Hersteller hat bereits einige Jahre Erfahrung in der Schweiz gesammelt. Der Service ist die ersten zwei Jahre kostenfrei. Das Gerät verfügt über einen modularen Aufbau, d.h. es kann individuell zusammengestellt werden, nur die Steuereinheit und die Ferkelschalen sind zwangsweise dabei.

Pigletsnoozer von der GFS: Das Gerät verfügt über vier Plätze. Es verwendet für die Zuluft keine Stallluft, wie alle anderen Geräte, sondern arbeitet mit einer Sauerstoffflasche. Es besticht durch seine Wendigkeit. Die Kastrationseinheit ist drehbar, d.h. man kann von drei Seiten an dem Gerät arbeiten ohne den ganzen Wagen umzudrehen. Außerdem ist es höhenverstellbar.

Anestacia der Firma GDO: GDO ist ein Maschinenbauunternehmen mit Sitz bei Aachen. Trotzdem verfügt es über einen Service, der auch für Isoflurangeräte zuständig ist und ganz Deutschland bedient. Die Besonderheit ist in diesem Falle, dass die Ferkel mit dem Kopf zum Anwender fixiert und kastriert werden, anders als bei allen anderen Herstellern. Gehalten werden sie mit elastischen Gummibändern. Auch dieses Model ist modular bestellbar, kann also auf der Homepage beim Bestellvorgang nach dem Baukastenprinzip nach den eigenen Wünschen zusammengestellt werden. Das Gerät verfügt über drei oder vier Ferkelschalen.

Porc-Anest 3000 von Promatec: Dieser Hersteller ist bereits seit 13 Jahren in der Schweiz am Markt. Die drei Ferkelschalen sind um 180 ° drehbar, d.h. die Ferkel können auch in Bauchlage eingespannt werden, was stressfreier ist. Außerdem soll der Kältestress beim Einlegen durch Auskleidungen aus Schaumstoff vermieden werden. Anders als die anderen Geräte, die auf den Netzbetrieb angewiesen sind, kann dieses Gerät gegen Aufpreis auch mittels  Akku betrieben werden. Eine gefahrenarme Befüllung des Isoflurans ist durch einen Schraubdrehverschluss gewährleistet.

PigNap 4.0 von BEG Schulze Bremer GmbH: Familie Schulze Bremer betreibt einen eigenen Ferkelerzeugerbetrieb und hat das Gerät unter dem Aspekt der Praxistauglichkeit entwickelt. Eine individuelle Narkotisierung je nach Lungenvolumen der Ferkel stellt hier die Besonderheit dar. Sie soll ein schnelleres Aufwachen ermöglichen. Eine extra Tischabsaugung gewährleistet eine geringe Gasbelastung für den Anwender. Ein Vorfilter reinigt die Stallzuluft von Ammoniak und Staub. Das Gerät ist sehr schlank gehalten und wird in Deutschland produziert. Auch hier ist eine Höhenverstellung möglich.